Begegnung mit der jüdischen Gemeinschaft in Bad Homburg
20 Christen aus der katholischen Pfarrei St. Marien, Seelsorger und Mitglieder des Pfarrgemeinderats und des Verwaltungsrats besuchten am Montag, 18.11.2024 die jüdische Gemeinde in der neuen Synagoge in Bad Homburg. Es war die erste offizielle Begegnung in der jüngeren Geschichte. Rabbiner Shalom Dov Ber Rabinovitz und der Vorstandsvorsitzende Arthur Iljyav begrüßten uns herzlich.
Zunächst stellte sich die jüdische Gemeinschaft vor. Die Ordnung der Synagogengottesdienste, die Arbeit mit Kindern und Eltern, die Feiern im Oktober: „Rosch Haschana“, das jüdische Neujahrsfest und „Jom Kippur“, dem höchsten jüdischen Feiertag und die Zusammensetzung der jüdischen Gemeinschaft hier in Bad Homburg waren die Themen in einem sehr offenen Gespräch. Die Arbeit der Pfarrei St. Marien wurde von Pfr. Werner Meuer vorgestellt: Gottesdienste, Caritasarbeit der Pfarrei, die Familienkirche mit ihrer Arbeit für Kinder und Eltern und das vielfältige Engagement im Ehrenamt.
Weiterhin ging es im Gespräch über den Sinn von Religion. Der Sinn von Religion im Judentum und im Christentum sei eindeutig die Hilfe zum Leben, weiterhin Werte zu vermitteln und Menschen Hoffnung und Trost zu schenken. Die heiligen Schriften seien dazu die Grundlage.
Mehrere Ähnlichkeiten wurden entdeckt, etwa das dreimalige Beten, das durch das dreimalige Gebetsläuten der christlichen Kirchen zu vergleichen ist, Initiationsriten, die immer neue Umkehr zu Gott im „Schma Jisrael“, „Höre, Israel , der Herr ist unser Gott, der Herr ist einzig“ und die öffentlichen religiösen Feiern in der Stadtgesellschaft.
Der beeindruckende Höhepunkt war das Öffnen des Tora-Scheins durch Rabbiner Rabinovitz. Eine der drei wertvollen Tora-Rollen wurden uns gezeigt und betont, dieses seien Kunstwerke, an denen mehr als 1 Jahr geschrieben wurde.
Die Verbundenheit im Einsatz für die Freiheit der Religionen, das eindeutige Engagement gegen Antisemitismus, das öffentliche Bekenntnis zum Judentum und zum Christentum wurde von beiden Seiten betont. In einem freiheitlich, demokratischen Staat dürfte es keine Ressentiments gegen Menschen gleich welcher Religion geben.
Die Begegnung dieses Abends hat beiden Seiten viel Neues eröffnet und die tiefe Verbundenheit der abrahamitischen Religionen deutlich gemacht.
Beeindruckend und mit Dankbarkeit endete der Abend der Begegnung mit dem Gebet des Psalms 143 in hebräischer und deutscher Sprache.